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Zweiter Tag der Insekten Schweiz

Am zweiten Tag der Insekten Schweiz am 19.9.2019 in Aarau hielt neben anderen interessanten Diskussionen und Vorträgen der Schmetterlingsexperte Prof. Josef H. Reichholf eine Keynote.

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Multimediale Tagungsdokumentation: [Download pdf]

Gemeinsam dem Insektensterben trotzen

Über 300 Personen aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Naturschutz suchten am 2. Tag der Insekten Schweiz nach Massnahmen gegen das Insektensterben. An der von BirdLife Schweiz und Insect Respect organisierten Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden, wie auf Worte konkrete Taten folgen.

Die Menge und Vielfalt an Insekten hat in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen. Die Gründe sind vielfältig, wie auch die Expertinnen und Experten am 2. Tag der Insekten am 19. September 2019 in Aarau betonten: Einerseits verschwinden durch die intensive Landwirtschaft immer mehr Insekten aus unserer Landschaft, andererseits führen die zunehmende Überbauung und Zerschneidung der Lebensräume zum massiven Insektensterben.

Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Keynote-Speaker am Tag der Insekten und Schmetterlingsfachmann aus Bayern, stellte in seinem Referat fest: «Der Stickstoffdünger ist zum Erstick-Stoff der Artenvielfalt im Kulturland geworden. Pflanzenschutzmittel dezimieren Insekten zusätzlich, genauso aber auch unser masslos übertriebene Sauberkeitswahn.» Dieser führt vielerorts dazu, dass insektenreiche Strassenränder zu Unzeit gemäht oder öffentliche Flächen mit Gift gespritzt werden.

Ulrich Veith, Bürgermeister von Gemeinde Mals im Südtirol, machte mit seiner Rede Mut und zeigte auf, wie es auch in der Schweiz gelingen könnte, das Kulturland wieder insektenfreundlicher zu gestalten. «Wir wollten nicht warten, bis von den hohen Politikern etwas zum Schutz der Natur und der Insekten kommt, sondern innerhalb der Gemeinde selber etwas unternehmen.» Trotz viel Gegenwind ist es in Mals nun mit Unterstützung der Bevölkerung gelungen, auf allen landwirtschaftlichen und privaten Flächen der Gemeinde den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesetzlich zu verbieten. Heute finden dort Bioprodukte aller Art immer grösseren Absatz.

Dass nicht nur die Politik, sondern jeder Einzelne von uns gefordert ist, zeigte Erwin Meier-Honegger in seinem Referat auf. Als Geschäftsführer der Ernst Meier AG für Garten- und Terrassengestaltung steht er tagtäglich im Kontakt mit seinen Kunden und konstatiert: «Es ist Knochenarbeit, Menschen vom Wert der Insekten zu überzeugen, doch es lohnt sich.» Damit es sich für die Gartenbaubranche auch finanziell lohnt, fordert er: «Es braucht ein Preisschild für die Biodiversität.»

Taten statt Worte

Um nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen aufzuzeigen, diskutierten die Teilnehmenden in Workshops verschiedene Massnahmen, wie sich Insekten am besten fördern lassen. Bei fast allen Workshops kristallisierte sich heraus, dass zuerst ein besserer Zugang zu den Insekten geschaffen werden sollte, zum Beispiel durch konkretes Sehen oder Erleben ihrer Schönheit und Vielfalt.

Die beiden Veranstalter BirdLife Schweiz und Insect Respect zeigten sich sichtlich erfreut über den Verlauf der Tagung. Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz: «Informieren, vernetzen und handeln, darum geht es beim Tag der Insekten. Wir sind überzeugt, dass jetzt viele neue Projekte gestartet werden, um dem Insektensterben zu trotzen.» Auch Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Geschäftsführer des Biozidunternehmens Reckhaus AG und Initiator von Insect Respect, ist überzeugt, dass die Tagung nicht nur zum Nachdenken, sondern auch Handeln angeregt hat: «Respekt hört nicht bei Zwei- oder Vierbeinern auf. Wer jetzt noch seinen Garten spritzt, hat nichts verstanden.»

Politik ist gefordert

Ein Umdenken und Handeln ist aber nicht nur bei jedem Einzelnen im kleinen Rahmen gefragt. Gefordert ist nach dieser Tagung nicht zuletzt auch die Politik. Oder um es mit den Worten von Prof. Dr. Josef H. Reichholf zu sagen: «Der Tag der Insekten ist für mich besonders wichtig, weil er in die gegenwärtigen Diskussionen wesentliche Fakten einbringt. Die immer neuen Fakten um den Insektenrückgang müssen nun in die Politik.»

Mit Agrarpolitik AP22+, der Trinkwasser- und Pestizid-Initiative, der Revision des Raumplanungsgesetzes und der kommenden Doppelinitiative für Biodiversität und Landschaft ist viel in Bewegung gekommen. Das gilt es zu nutzen, um dem Insektensterben entgegen zu wirken.

 

Zielpublikum:

  • Wissenschaft und Lehre
  • Wirtschaft
  • Landwirtschaft
  • NGOs/Non-profit-Organisationen
  • Politik & Behörden auf allen Ebenen
  • Bildungswesen
  • Allgemeine Bevölkerung

Programm: [Download pdf]

19. September 2019, 9:00 - 17:30 Uhr, KuK Aarau
Keynotes, Mittagessen, Vernetzung, Workshops, Podium, Apéro Riche

Themen

Um das Insektensterben aufzuhalten, braucht es das Engagement vieler. Konkrete Beispiele und Massnahmen für gelungene Insektenförderung inspirierten zu Projekten und Kooperationen, zum Beispiel:

  • Nachhaltige Label und Siegel für Biodiversität
  • Lebensnetze entlang der Eisenbahn
  • Giftfreie Gipfeli: Pestizidfreie Lieferkette
  • Wissen fördern, Nachwuchs begeistern
  • Pestizidfreie Gemeinde? Das geht!
  • Alternative Insektenbekämpfung in der Landwirtschaft
  • Insektenfreundliche Firmengelände
  • Das Gartencenter der Zukunft

Workshops: [Download pdf]

Mitwirkende:

  • Video-Botschafterin: Dr. Jane Goodall, DBE, Gründerin des Jane Goodall Institutes und UNO Friedensbotschafterin
  • Keynote-Speaker: Prof. Dr. Josef H.Reichholf, Zoologe, Evolutionsbiologe, Oekologe
  • Dr. Yves Gonseth, info fauna
  • Hannes Baur, Präsident der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft
  • Ulrich Veith, Bürgermeister der pestizidfreien Gemeinde Mals (Südtirol)
  • Dr. Matthias Albrecht, Agroscope
  • Geri Busslinger, Fenaco Pflanzenschutz
  • Fredy Hiestand, Bäckereibesitzer
  • François Turrian, BirdLife Schweiz
  • Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Insect Respect
  • Katrin Hauser, scaling4good

... und viele weitere Impulsgeber.

Moderation: Marc Münster, CEO sanu future learning ag

ReferentInnen: [Download pdf]

Weitere Informationen bei BirdLife Schweiz

Vorabend: Kleine Helfer mit grosser Wirkung

18. September 2019, 16:00 - 21:00 Uhr, Naturama Aarau

Am Vorabend der Tagung traf sich die interessierte Öffentlichkeit im Naturama um 16:00 Uhr für Vorträge über die vielfältigen Funktionen der Insekten in unseren Ökosystemen. Um 19:00 Uhr begann die Fledermaus-Exkursion, durch die die Bedeutung der Insekten als Nahrung für andere Tiere gezeigt wurde.